HORIZONT on “Why Are You Creative” – 02/16/2018

 
 
HORIZONT on “Why Are You Creative” – 02/16/2018

Hermann Vaske. Wie der Filmemacher mithilfe von Pussy Riot und dem Dalai Lama das Geheimnis der Kreativität lüftet

Von Bärbel Unckrich

Erst die Ausstellung, dann das große Kinoprojekt: Hermann Vaske feiert dieses Jahr das große Jubiläum seiner Lebensfrage: „Why are you Creative?“. In den vergangenen 30 Jahren hat er mehr als 1000 Gespräche dazu mit Kreativen aller Genres geführt – darunter insgesamt 50 Oscargewinner und Friedensnobelpreisträger. Ein Extrakt daraus ist seit Anfang des Monats in einer Ausstellung im Berliner Museum für Kommunikation zu sehen.

Außerdem wird es im Sommer einen Kinofilm zu dem Thema geben: In „Why Are We Creative? The Centipede’s Dilemma“ begibt sich der Filmemacher auf eine Reise durch die verschiedenen Facetten der Kreativität: künstlerisch, intellektuell, philosophisch und wissenschaftlich. Er selbst beschreibt es sein „persönliches Road Movie in das Land der Inspiration“. In dem Film kommen viele der einflussreichsten Kreativen des späten 20. Jahrhunderts und frühen 21. Jahrhunderts zu Wort. Die Bandbreite reicht von Ai Weiwei bis Pussy Riot und von George R. R. Martin bis Willem Dafoe. Alltime-Klassiker wie David Bowie, Quentin Tarantino, David Lynch und Co sind ebenfalls dabei.

Vaske ist überzeugt davon, dass nur Kreativität dabei helfen kann, die Probleme der Welt zu lösen. Darüber hat er auch schon auf dem Podium der Cannes Lions doziert. Auch in diesem Jahr plant er dazu ein Event beim weltweit größten Kreativfestival. “Wenn wir wissen, wo Kreativität herkommt, können wir sie zielgerichtet stimulieren und so besser kreativer werden”, glaubt der Inhaber von Vaske’s Emotional Network.

Auf seine Frage hat er im Laufe der Jahrzehnte die unterschiedlichsten Antworten erhalten. Der brasilianische Werbestar Marcello Serpa begründet seine Kreativität beispielsweise schlicht damit, dass er glücklich ist. Andere ließen sich sich da schon mehr einfallen: Regisseur Tony Kaye nahm ein Messer, schnitt sich ins Gesicht und „malte“ mit seinen Blutstropfen ein Bild für Vaske. Deutlich pragmatischer fiel hingegen die Antwort von Werbefilmregisseur Paul Weiland aus: Drei Teelöffel Ziegenmilchjoghurt würden dafür sorgen, dass er kreativ bleibe.

AdTech Ad Ob Nelson Mandela oder der Dalai Lama, Bono oder Yoko Ono, John Hegarty oder Marcello Serpa: Sie alle und viele mehr gaben Antworten auf Vaskes Frage. Einige davon waren knapp, andere führten zu einer inspirierenden Zusammenarbeit. So erinnert sich Vaske immer wieder gerne an seine Begegnungen mit Musiklegende David Bowie: “Da gab es eine gewisse Gemeinsamkeit in der konzeptionellen Herangehensweise: ,I am who I am and I am not afraid to be different.‘ Wir hatten zum Beispiel die Idee, für eines seiner Interviews ein Magritte-artiges Set zu kreieren. Ich schaute aus dem Fenster mit dem Rücken zur Kamera. David selbst schaute in die Kamera und hatte großen Spaß an der Durchführung.”

Vaske hat Dutzende solcher Anekdoten in petto. Viele davon hat er bereits in seinem Buch “Why are you Creative?” und der gleichnamigen Arte-Serie erzählt. Aber es gibt immer noch genug Stoff für weiteren Content. Deshalb wird es neben dem Kinofilm eine App geben und die Ausstellung, die derzeit in Berlin zu sehen ist, kommt im Laufe des Jahres auch ins Frankfurter Museum für Kommunikation.

Sich selbst hat er die Gretchenfrage natürlich auch schon gestellt. Seine Antwort fällt wenig spektakulär aus: “Ich bin ein extrem neugieriger Mensch und liebe Überraschungen. Wenn man mich fragt, was ich wirklich will, sage ich: Überrasche mich, bitte überrasche mich. Außerdem bin ich kreativ, weil ich sammle. Ich habe ein Archiv aus über 1.000 festgehaltenen Gesprächen zusammengetragen. Das ist ein einzigartiger Fundus für kommende Generationen. Eine Zeitkapsel, aus der man lernen kann, wie die überragenden kreativen Menschen unserer Zeit gedacht haben.” bu

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